Freitag, 11. November 2016

rassismuszeigefinger.

das xpe hat sich eine weile nicht gemeldet. krankheitsbedingt. stressbedingt. und im büro war tatsächlich der chef mal eine woche anwesend, der schräg hinter ihr in absoluter in-den-bildschirm-blick-position sitzt.

gerade eben hat sich das xpe das erste mal wieder durch die blogs geklickt und alles an lesestoff aufgeholt - is ja auch freitag, darf man das, oder?!
da kam sie auf julianes post und sie musste ganz fest schlucken. tränen, mittrauer und ein wenig wut. wut auf den eigenen papa und wut auf das leben. sie wird nie so einen beitrag über den eigenen vater verfassen. sie wird trauern, aber nie zulassen, das es weh tut.

der eigene vater ist... wie ist er denn? wenn das xpe an ihre kindheit denkt, dann war er immer vor dem fernseher. hat fußball geschaut. und arbeiten. er hat nicht viel geredet. nicht gelacht. nach der trennung ihrer eltern war er irgendwie nicht da. ist sie nicht oft besuchen gekommen. genaue umstände weiß das xpe nicht. beide elterliche parteien haben einen standpunkt dazu, den das xpe nicht hören will. sie erinnert sich an seine neue frau. erinnert sich das sie einmal gesagt hat ihre kinder würden ihn mehr lieben als die eigenen kinder. erinnert sich das sie irgendwann eine wir-haben-geheiratet-karte im briefkasten fand.

der vater hat immer viel über geld geredet. geld war wichtig. so wichtig wie bayern münchen. er fragt nie wie es ihr so geht und was sie fühlt oder denkt, sondern immer wie viel sie verdient, was die wohnung kostet und das auto. wenn bayern spielt darf man nicht anrufen, auch nicht im katastrophenfall. die halbschwester hat das mal gemacht, ihr ging es so schlecht das sie den krankenwagen rufen wollte. der vater hat gesagt es sei champions league und hat aufgelegt.

als das xpe mitte zwanzig war, hat er die zahlungen des unterhalts eingestellt. er habe sein soll an ihr erfüllt, hat er gesagt. das xpe muss nicht erwähnen das er gegen das studium war, weil es ja geld gekostet hat.
sie hat dann eine ganze weile nicht mit ihm geredet.

dann wurde das xpe mama und er opa. sie hat gedacht er habe sich geändert. hat es sich so gewünscht. nicht für sich, sondern für ihn. sie wünschte sich das er auch lieben kann. einmal. vorurteilsfrei. sie ist jeden monat zu ihm nach münchen gefahren und hat auf einem aufblasesofa geschlafen, damit er sein enkelkind sieht.

vor einer woche war er das erste mal beim xpe und dem popelschen in der neuen wohnung.
um 9 uhr abends ist er wieder gefahren. nachdem er dem xpe erzählt hat das hitler nicht so schlimm war. das trumpp endlich mal aufräumt in amerika. wir auch wieder sowas brauchen. reinigung von den moslems und negern. das die neger nicht arbeiten, weil es in afrika so heiß sei. bei dem wort neger hat sie gesagt, dass man dieses wort in ihrem haus nicht sagt. er ist aufgestanden und gegangen.

das xpe hat ihn auf whatsapp gesperrt. er ist 81 jahre. sie wird ihn nicht mehr sehen, bevor er stirb. sie wird nicht seine hand halten. sie wird ihm keine küsse aufdrücken. popelschen wird sich nicht an ihn erinnern.

das xpe schämt sich das er ihr vater ist. schämt sich diesen post zu verfassen. manchmal denkt sie das der mann den das xpe liebt das göttliche karma für ihren vater ist.

jetzt ist sie frei und kann endlich lieben ohne das der vater im kopf den rassismuszeigefinger hebt.